Ganz am Anfang steht natürlich die Idee…
Ganz am Anfang steht natürlich die Idee, bei uns lautete diese „Hey, lass uns nach Tokio zu den Olympischen Spielen 2020 radeln!“ Schöne Idee, Schritt 1 ist also getan. Jetzt kommt der manchmal recht zähe Teil, unter anderem wollen z. B. Visen organisiert werden. Da wir, auf Grund der Reiseart, oft ein Sondervisa brauchen, sind wir inzwischen regelrechte Visa-Experten und reisen mit 2 Reisepässen und einem logistischem Konzept durch die Weltgeschichte. Ein Pass ist quasi immer mit uns dabei, der andere liegt auf den verschiedensten Botschaften und wartet für die Genehmigung des Visums auf den richtigen Zeitpunkt und wird uns nachgeschickt. Sobald dieser wieder sicher bei uns angekommen ist, wird der andere Pass in die nächste Botschaft geschickt usw. usw. Da gehört, zumindest in unserem Fall, ein eher detaillierte Planung dazu.
Alle anderen behördlichen und ärztliche Dinge kann man bequem mit einer gewissen Vorlaufzeit erledigen. Da heisst es einfach abarbeiten: Job kündigen, Impfungen einholen, Wohnung untervermieten, das nötige Kleingeld auf die Seite schaffen, Verträge stilllegen oder kündigen, Vollmachten für die Banken, Post etc. ausfüllen, wichtige Dokumente scannen und abspeichern, sich um die richtige Versicherung kümmern etc. etc., da hilft die gute alte Streichliste. All das ist für uns schon Teil der Reise, gerade Verträge zu kündigen und all die genannten Dinge abzuarbeiten wirkt schon ziemlich befreiend. Der Rattenschwanz wird immer kürzer, man muss nur dranbleiben und sich von Rückschlägen, gerade bei den Visa-Angelegenheiten nicht in die Knie zwingen lassen.
… raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer!
Julian Schmieder
Im Vorfeld haben wir uns natürlich auch eine grobe Route überlegt, diese allerdings immer wieder verworfen, umgeplant und verfeinert. Warum? Wer die politische und wirtschaftliche Lage der Welt, zumindest einigermassen verfolgt, stellt schnell fest, dass es leider nicht auf der ganzen Welt friedlich zugeht. Will man wirklich durch ein Kriegsgebiet radeln? Oder im tiefsten Winter in Sibirien verweilen? In der Regenzeit in Indien? Solche Eckpunkte haben wir lange diskutiert und haben Kompromisse in der Gruppe gefunden. Ob das auch alles so funktioniert, werden wir sehen. Alle Fragezeichen kann man und will man auch nicht erörtern. Das würde einem die Reise vermiesen und ein Abenteuer beginnt ja bekanntlich erst da, wo die Planung nicht weitergeht. Scheitern gehört dazu, es läuft nicht immer alles glatt. Und das ist gut so! Unser jetziges Tour-Motto „Without a Plan to Japan“ kommt schliesslich nicht von ungefähr. Wie gesagt, gegen behördliche Dinge kannst du nichts machen und die sollten möglichst akribisch geplant sein, auf der Strecke kannst du da relativ wenig machen. Aber die vielen kleinen Fragezeichen des Tages, machen den Reiz an einer solchen Reise aus. „Wo kann ich heute Wasser auffüllen?“, „Gibt es wieder „nur“ Pasta, oder komm ich noch an einem Kiosk vorbei?“, „Lassen und die Grenzbeamten ins Land?“, „Hält das Wetter, das Material, halten wir durch?“. Jeder Tag auf der Strecke ist wie ein 24-Stunden Kinofilm, mit Wendungen, Umwegen und Überraschungen, geniesse diese Dinge, sie bringen Farbe in deinen Reisealltag.
Körperliche Fitness ist bei einer Reise übrigens gar nicht so eine schwerwiegender, gravierender Punkt, eine Grundfitness ist natürlich von Vorteil. Ansonsten gewöhnt sich der Körper und natürlich auch der Kopf an die täglichen physischen und psychischen Herausforderungen. Bist du mit Leidenschaft und Neugier dabei? Kannst du dich auf deine Grundbedürfnisse reduzieren? Dann hast du alle Trümpfe in der Hand, den Rest macht der Kopf und die Beine.
Klar kann man im Vorfeld einer solchen Reise auch auf Sponsorensuche gehen, plant da aber eher viele Zeit ein und lasst euch von Absagen nicht entmutigen, seltenste rennen euch die potenziellen Unterstützer die Türe ein. Aber ein Versuch ist es natürlich wert, mehr wie eine Absage kann man sich nicht einfangen.
Der letzte Schritt ist die Verabschiedung von den Liebsten, von Freunden, Bekannten Kollegen, meist ein sehr emotionaler Moment. Wir haben das Glück, das unsere Familie uns diese Art von Reisen gönnt, ein gutes Gefühl.
Wie viel Geld brauche ich unterwegs?
Hier ist es vor allem wichtig deinen individuellen Reisestil zu kennen. Brauchst du es eher komfortabel oder lebst du getreu dem Motto „weniger ist mehr“? In jedem Fall solltest du dich wohlfühlen und verhindern, dass dich ein Gefühl des Verzichtens begleitet.
Natürlich liegt das Budget auch in Abhängigkeit der Dauer und der Region. Es empfiehlt sich das Internet zu durchforsten, es gibt mittlerweile zahlreiche Reiseblogs mit ausführlichen Budgetinformationen über das gewünschte Zielland.
Nachdem ihr nun jede Menge Informationen für euer Reiseziel gesammelt habt, solltet ihr die Kosten überschlagen. Nehmt hier, insbesondere die Kosten für Übernachtungen, Transporte, Ausrüstung, Visa, Versicherungen und Flug in den Fokus. Kalkuliere dein Budget noch vor der Abreise und versuche dich daran zu halten. Es empfiehlt sich deine monatlichen berechneten Ausgaben auf ein Tagesbudget umzurechnen, um damit den Überblick zu behalten. Vielleicht führst du zu Anfang ein Ausgabentagebuch, damit du weist, wo dein Geld hinfließt und du besser Kontrolle über deine Ausgaben hast.
Reist langsam und spontan, macht nicht den Fehler eines voll durchtakten Programmes. Nehmt euch die Zeit und unterhaltet euch mit den Einheimischen, findet dabei zum Beispiel heraus wo es das Beste und günstigste local food gibt. Egal ob Wassertaxi oder Chicken Bus, orientiert euch auch hier an den Einheimischen, meist reist ihr so am günstigsten und am „verlässlichsten“.
Seit ihr flexibel was den Reisezeitraum betrifft? Die Nebensaison wird euren Geldbeutel weiter entlasten. Aber Vorsicht, erkundigt euch nach der jeweiligen Wetterbedingung, wer möchte schon den Monsunregen oder einen Hurricanes als ständigen Begleiter.
Denke auch daran immer einen Puffer für unvorhergesehenes einzuplanen und vergesst nicht das Geld für die Zeit nach eurer Rückkehr.
Dokumente
Denkt auch an die Vollständigkeit eurer Dokumente. Hierunter fallen unter anderem der Impfausweis, der oder die Reisepässe, ein internationaler Führerschein, Krankenversicherungsnachweis, Kreditkarten…..
Clever ist es auch die Dokumente einzuscannen und in einer Cloud zu hinterlegen, so habt ihr bei Verlust immer noch die Möglichkeit zumindest eine Kopie davon auszudrucken.
Die Reiseroute
Für die Planung der Reiseroute kann sehr viel Zeit ins Land gehen. Es gibt verschiedenste Herangehensweisen und auch hier ist es wichtig deinen individuellen Reisestil zu kennen.
Macht es Sinn bis in das kleinste Detail zu planen? Einige wenige gute Ideen reichen in der Regel aus. Fixiert euch nicht zu sehr, damit schränkt ihr euch nur ein und ihr beraubt euch jeder Flexibilität. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass das Augenmerk auf die grobe Route zu legen und einige Schwerpunkte zu setzen völlig ausreichend ist. Die Reise an sich wird dir zeigen, welche Wege du gehen möchtest.
Grundsätzlich gibt es kein richtig oder falsch aber gewisse Einflüsse wie dein Charakter, der Zeitraum und die Region können dir bei der Routenplanung helfen.
Unter unsere Rubrik „Wähle dein Reiseziel“ findest du Ideen, um das richtige Reiseziel für dich zu finden.
Hast du dein Reiseziel gefunden, kannst du bei Bedarf zum Beispiel über Google Maps deine Route bis ins kleinste Detail planen. Wenn du Schwierigkeiten bei der Orientierung hast empfehlen sich Offlinekarten für dein Smartphone oder du nutzt stilgerecht die guten alten Landkarten.
Für uns persönlich ist es sehr hilfreich anhand einer großen Weltkarte unsere Route zu planen. Wir nehmen uns Stecknadeln zur Hand und stecken unsere Route ab. Insbesondere wenn du in der Gruppe reist, erleichtert diese Art des Brainstormings der Routenfindung ungemein. Da wir bevorzugt mit dem Rad reisen, nehmen wir uns Landkarten zur Hand und besprechen die Route jeweils am Tag zuvor. So bleiben wir flexibel und können die Wünsche eines jeden demokratisch berücksichtigen.
Oder bist du spontan? Orientier dich vor Ort, stell Fragen an die Locals. Dennoch solltest du die Route zumindest im groben Planen, um nicht unterwegs stundenlange Internetrecherchen betreiben zu müssen oder gar Zeit an unspektakulären Orten zu verschwenden.
Gestalte deine Reise bewusst und bummele nicht einfach anderen Reisenden hinterher.
Bargeld/Kredikarte
Wir setzten auf eine gesunde Mischung aus Bargeld und Plastikwährung.
Wichtig ist immer etwas Bargeld dabei zu haben, schließlich kann der nächste Bankautomat weit entfernt sein. Der US-Dollar gilt momentan noch als Leitwährung, ihr seid also gut beraten, wenn ihr ein paar Scheine davon mitnehmt.
Falls ihr mit dem Flugzeug unterwegs seid, könnt ihr auch direkt am Flughafen die lokale Währung abheben und auf den US-Dollar verzichten.
Setze nicht alles auf eine Karte! Technische Störungen am Bankautomat, Diebstahl, Verlust oder eine falsche Pin-Eingabe machen dich unbeweglich. Nimm dir in jedem Fall eine zweite Kreditkarte als Backuplösung mit.
Zusätzlich ist es sicher hilfreich die Notfallnummer der Bank parat zu haben. Tan-Listen sind mittlerweile am Aussterben, hier gibt es gute App Alternativen der Banken. Falls ihr dennoch im Besitz einer Tan-Liste seid, ist es sicher kein Fehler auch diese ins Gepäck zu nehmen.
Ausrüstung
Wesentliche Elemente der Ausrüstung sind Rucksack, Kleidung, Schuhe und technische Ausrüstung. Hier könnten wir viel philosophieren.
Orientiert euch am besten an den Packlisten von Julian und Nico, diese findet ihr unter der Rubrik „Statistik“
Macht nur nicht den Fehler und packt zu viel ein!
Visum/Einreisebestimmungen
Wer im Besitz eines deutschen Reisepasses ist, kann sich glücklich schätzen, rund 117 Länder können ohne Visa damit bereist werden. Keine andere Nation ist in so vielen Ländern Visums befreit.
Dennoch gibt es genügend Länder, in denen auch für einen deutschen Visumspflicht herrscht.
Zunächst solltet ihr euch Informieren welche Voraussetzungen für die Einreise bestehen. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Entweder ihr wendend euch an eine spezialisierte Agentur, recherchiert selbst im Internet oder geht auf die Webseite der jeweiligen Botschaft. Zusätzlich können wir die App „Sicher Reisen“ des Auswärtigen Amtes empfehlen, hier findet ihr aktuelle Einreisebestimmungen und Sicherheitshinweise.
Habt ihr alle Informationen beisammen, gilt es die Visa zu beantragen. Achtet darauf die Visa rechtzeitig zu beantragen. In der Regel müsst ihr ein Antragsformular mit detaillierten persönlichen Angaben ausfüllen, einen noch mindestens 6-monatigen Reisepass, Passbilder in unterschiedlichen Formaten und oft auch einen Nachweis über eine bestehende Auslandskrankenversicherung beilegen. Manche Nationen verlangen darüber hinaus eine Einladung oder einen Nachweis der Rückkehrwilligkeit des Ziellandes. Wenn ihr niemanden vor Ort kennt und z. B. eine Hotelbuchung nicht anerkannt wird, müsst ihr in den sauren Apfel beißen und euch an eine Touristenagentur wenden, diese beschaffen euch in aller Regel die geforderte Einladung oder den Nachweis zur Rückkehrwilligkeit.
Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt dann empfehlen wir euch eine spezialisierte Agentur zu Hilfe zu nehmen. Dies ist selbstredend preisintensiver aber die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen fällt wesentlich geringer aus.
Tipp:
Wenn ihr mehrere Länder mit Visapflicht durchquert kann es durchaus Sinn machen einen zweiten Reisepass zu beantragen. Im Grundsatz ist niemand berechtigt mehrere Reisepässe zu besitzen. Wenn ihr jedoch ein berechtigtes Interesse nachweist, könnt ihr relativ leicht in den Besitz eines zweiten Reisepasses kommen. Hierzu müsst ihr ein Schreiben aufsetzen, weshalb ihr einen zweiten Reisepass benötigt, Musterschreiben findet ihr Online.
Impfungen
Die Impfempfehlungen oder auch Impfpflicht fallen je nach Region unterschiedlich aus. Grundsätzlich ist es zu empfehlen die Standardimpfungen aktuell zu halten.
Um genauere Informationen zu erhalten, wendet ihr euch am besten an euren Hausarzt oder an das örtliche Tropeninstitut.
Erkundigt euch ob Impfungen wirklich notwendig sind, da mit den Impfungen auch beträchtliche Nebenwirkungen einhergehen können. Dennoch liegt es in eurer eigenen Verantwortung euch ausreichend zu schützen.
Auslandsversicherung
Getreu dem Motto „safety first“ sollte ihr euch vollumfänglich um einen Versicherungsschutz kümmern.
Für kurze Reisen gibt es eine Vielzahl von Anbietern. Entscheidet ihr euch für einen langjährige Auszeit, wird es schon spärlicher an Angeboten. Generell müsst ihr auf die garantierte Versicherungssumme, die Dauer der Reise und den Rücktransport Acht geben. Wenn ihr euch in abseits gelegenen Gebieten aufhaltet, solltet ihr über eine zusätzliche Versicherung für Rettungsbergungen nachdenken. Eine Bergung kann schnell eine 5-stelligen Betrag ausmachen, meist sind Bergungskosten mit zu geringen Standard Auslandsversicherungssumme gedeckelt.
Entscheidet ihr euch für einen längeren Auslandsaufenthalt, habt ihr die Möglichkeit eure heimische Versicherung zu kündigen. Die Kündigung ist allerdings an verschiedene Bedingungen geknüpft. Zunächst musst du Nachweisen, dass du im Ausland über einen gleichwertigen Versicherungsschutz verfügst. Weiterhin darfst du über keinen Wohnsitz in Deutschland verfügen, da hier Versicherungspflicht herrscht. Manche Versicherung begnügt sich allerdings auch mit dem Flugticket, welches die Aus- und Einreise nachweist. Sobald du wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzt, bist du verpflichtet, dich bei deinem Versicherer zu melden, um den Versicherungsschutz wiederherzustellen. Dies gilt auch, wenn du aufgrund eines Unfalls nach Deutschland zurücktransportiert wirst.
Tipp:
Bewegt ihr euch wie wir in abgelegenen Gebieten, ist es ratsam ein GPS-Gerät mit Notfallservice anzuschaffen. Wenn ihr das Gerät anmeldet, habt ihr unterschiedliche Möglichkeiten einen mobilfunkähnlichen Vertrag abzuschließen, welcher für den weltweiten Notrufservice notwendig ist. Zusätzlich bieten verschiedene Hersteller eine Versicherung für die zuvor genannten Bergungskosten an.
Informiert euch
Holt euch Basics zur Gesellschaft und Kultur, vielleicht auch zu befremdlichen Eigenheiten der Einheimischen.
Damit ist nicht gemeint, dass ihr Stunden mit Recherchen verbringen sollt. Es geht um Sensibilität und Respekt vor er der Kultur und den Lebensweisen der Einheimischen.
Reiseapotheke
Auch hier kommt es darauf an, wo euch die Reise hinführt. Bewegt ihr euch in urbanen Gebieten, könnt ihr euch direkt an der ortsansässigen Apotheke versorgen. Bewegt ihr euch hingegen auf unkonventionellen Pfaden empfiehlt sich die Reiseapotheke für alle Eventualitäten auszustatten.
Nachfolgend Empfehlungen:
Fieber – Paracetamol / Schmerzen – Ibuprofen / Durchfall – Imodium / Verdauung – Gastritiol / Abführung – Laxoberal / Antiallergikum – Lorano / Magnesium – Diasporal / Reizhusten – Silomat / Nasenspray – Silomat / Augentropfen – Berberil / Wunddesinfektion – Octenisept / Juckreiz – Fenistil / Prellungen – Heparin / Antispeptische Wundcreme – Bepanthen / Entzündungshemmend – Ibuprofen / Nässe-Wundscheuern – Linola / Stechmücken – Nobite
Dies sind nur Empfehlungen, was ihr schlussendlich einpackt, liegt am Reiseziel, an Reise Ort und an euch.
Kannst du dich mit all den Dingen arrangieren? Ja? Dann raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer. Es kann losgehen, viel Spaß dabei!