Exakt 175 Tage oder anders gesagt 252.000 Minuten nach unserem Start in der Heimat dürfen wir sie endlich wieder in die Arme schließen: Unsere Mädels. Wir lassen also die Räder ruhen und starten unseren Trip auf die exotische und relativ unbekannte Inselgruppe der Andaman und Nikobaren. Nur wenige Minuten nach uns erreichen auch unsere Freundinnen Marisa uns Sophia Port Blair, die größte Hafenkommune des Archipels, in der gleichnamigen Andamanensee. Wir könnten beinahe platzen vor Glück und so werden die ersten Minuten sehr emotional und kuschelig.
Wir sind also wiedervereint mit unseren Liebsten und damit bereit für knapp 2 Wochen Eroberungstour – weit über 200 Inseln, zahllose Strände und unbekannte Orte stehen bereit und wollen von uns entdeckt werden.
Marisa und Sophia berichten aus der Heimat, wir gehen ins Detail, was wir in den letzten 6 Monaten auf und neben unseren Rädern alles erleben durften, so vertieft in das hier und jetzt fällt uns der Dauerregen der ersten 36 Stunden gar nicht sonderlich auf. Schon am zweiten Tag stechen wir wieder in See und setzen über auf Havelock Island. Spätestens dort angekommen, fallen wir in einen entspannten Urlaubsmodus und genießen einfach nur den Moment und die Zweisamkeit. Die Sonne setzt sich schnell durch und vertreibt auch noch die letzte Wolke am Himmel – die nächsten 10 Tage regiert Sonnenschein pur – die Kulisse erfüllt jedes Postkarten-Klischee: Sonne, Strand, Palmen und kristallklares Wasser. Hier kann man sich wirklich wohlfühlen. Schnell wird die erforderliche kleine Hütte mit Meerblick gefunden und wir fühlen uns, wie ein kleines Stück Strandgut, angespült auf einer einsamen Insel- beinahe wie einst Robinson Crusoe. Der kleine aber feine Unterschied zwischen Robinson und uns ist die wunderbare Tatsache, dass wir uns nicht mit Freitag abgeben müssen, sondern auch unsere bessere Hälfte ebenso hier gestrandet ist. Und natürlich gibt es auch Inselbewohner und eine überschaubare Zahl an anderen Reisenden, allerdings vergessen Nico und ich hier schnell das oft stressige und hektische indische Festland und die teilweise nervenaufreibenden Abenteuer auf unserer bisherigen Route quer durch Europa, den Orient und Südasien.
Zu viert ziehen wir also über die gesamte Insel und, staunen über gigantische Sandstrände rund um Havelock Island und sind fasziniert von überraschend dichten Mangroven – und Regenwaldabschnitten an der Küste und im Hinterland der Insel. Unser Ausflug zum „Elephant Beach“ wird unerwartet sehr abenteuerlich. So stecken wir bis zu den Knien stundenlang barfuß im Matsch und Schlamm mitten im Dschungel fest und kommen nur sehr zäh voran. Am Strand angekommen treffen wir zwar auf keine Elefanten, lachen uns allerdings kaputt über den Dschungeltrail – bis uns klar wird, wir müssen genau diesen Trail auch wieder zurückwandern. Aber auch dies gelingt uns, allerdings sind die Füße von Schrammen und Kratzern übersät und so manch eine Dorne hat sich tief ins Fleisch gebohrt. Die Tage danach verbringen wir humpelnd und ohne große Aktivitäten am Strand und im Wasser.
Obwohl die Hauptsaison gerade erst beginnt, verstärkt sich bei uns das Gefühl, dass die Andamanen doch noch nicht auf allzu vielen Reiselisten stehen. Wir entspannen uns mit einem gutem Buch in der Hängematte oder bei einer der zahlreichen Massagen. Die Beine und der Geist kommen so Tag für Tag tiefer in einen meditativen Zustand, der schon bald zum Dauerzustand werden wird. Wir passen uns dem Rhythmus der Inseln an, die Sonne geht bereits vor 5 Uhr auf, dafür ist es gegen 17 Uhr stockdunkel. Die Abende werden mit weiteren Geschichten, Kartenspielen und Postkarten schreiben gefüllt. Zum Staunen bringen uns die Gehzeiten- bei Flut können wir beinahe aus der Hängematte ins kühle Nass springen, bei Ebbe steht schon fast eine weitere Wanderung an.
Natürlich bieten die Inseln auch kulinarische Highlights und so genießen wir die tollsten indischen Gerichte und das Meeresrauschen bietet die musikalische Untermalung – wie gesagt, Inselklischee pur und wären wir nicht selbst dort gewesen, würden wir diese Zeilen als kitschig abtun. Aber ein wenig Romantik hat ja auch noch niemanden geschadet, oder?
Der Radhanagar Beach hat uns durch seinen scheinbar endlosen und weitläufigen Strand und der damit verbundenen Einsamkeit sehr beeindruckt, nun gut, bis auf die Warnung vor Krokodilen vielleicht. Govind Nagar Beach war unser Hausstrand, dort hat man alles, Hütten, Palmen, Strand und ein gemütliches Dorfleben in unmittelbarere Nähe. Der Kala Pathar Beach war mit seinen Mangroven eher rustikal und lud weniger zum Schwimmen- dafür für stundenlange Strandspaziergänge und Muscheln sammeln ein. Der, bereits erwähnte, Elephant Beach rundet das Quartett der Hauptstrände Havelocks ab. Dieser ist sehr touristisch und gerade bei Indern sehr angesagt, geht man allerdings bis ans Ende des Strandes sieht man für mehrere Stunden keine Menschenseele. Nach 7 romantischen Sonnen- auf- und Untergängen ziehen wir weiter und verlassen die nur 92 Quadratkilometer große Insel für die noch kleiner Nachbarinsel Neil Island.
Auf Neil Island angekommen, lassen wir uns mit dem Tuk-Tuk einmal quer durch die 13,7 Quadratkilometer große Insel kutschieren, soviel Faulheit sei uns gegönnt. So bekommen wir einen ersten Eindruck und finden schnell heraus, wo wir für den zweiten Teil des Urlaubs nach einer Bleibe suchen sollten. Nach einem Fehlversuch, der Vermieter war ein absoluter Miesepeter, verlassen wir Domizil Nr. 1 bereits nach einer Nacht wieder und ziehen in eine Hütte, die von einer äußerst liebevollen Familie betrieben wird. Dort fühlen wir uns herzlich willkommen und bekommen tolle Eindrücke ins indische Familienleben und ein umwerfendes Abendessen auf den Tisch. Wir feiern am 29. Oktober nicht nur Nicos 31. Geburtstag, sondern gleichzeitig auch unser 6 monatiges „On the Road“ – Jubiläum. Neil Island ist wilder und rustikaler, wie Havelock Island. Die Strände sind zwar schön, allerdings kommt man bei der Felsküste rund um die Insel wesentlich schwerer ins Wasser. Am zweiten Tag finden wir, allerdings etwas abseits der Pfade, einen kleinen Strandabschnitt, welchen wir die nächsten Tage, bis auf wenige Fischer, die uns verdutzt anlächeln, quasi nur für uns haben.
Aber auch hier, in den hintersten Ecken von Havelock und Neil Island, finden wir Müll – Plastikflaschen, Verpackungen und anderen, von Menschen verursachten, Unrat. Strandgut der unangenehmen Sorte, der katastrophalen Sorte. Und wieder blinkt die Frage in unseren Köpfen auf: „Was machen wir Menschen nur mit unserem Planeten? Denken wir wirklich, wir seien die letzte Generation, welche die Schönheit dieser Erde verdient hat? Wann übernehmen wir nicht nur Verantwortung für uns, sondern für alle Generationen die noch weit nach unseren Enkelkindern kommen werden?“ Und es gibt tatsächlich Leute auf dieser Welt, die den Klimawandel und die Umweltverschmutzung weiter leugnen, welche gar gegen Umweltaktivisten hetzen. Menschen, welche für Geld und ihre eigene Maßlosigkeit, wirklich alles opfern würden. Wir verstehen manchmal die Weltgemeinschaft nicht mehr und wünschten uns, es gäbe mehr Greta’s und weniger Vollidioten auf der Welt. Keiner bekommt eben gerne den Spiegel vorgehalten und blickt der bitteren und stinkenden Wahrheit ins Gesicht- leider.
Wir feiern, auch um Hoffnung in das Gute im Menschen zu sehen, mit den Indern ihr Dewali-Festival, hier gewinnt das Gute gegen das Böse. Dem Guten wird mit Kerzen der Weg ins eigene Heim gezeigt und das Böse mit Böllern vertrieben- wäre es nur immer so einfach mit unseren Problemen auf der Welt…..
Die letzten Urlaubstage verbringen wir entspannt am Strand und im Wasser, bevor schneller als gedacht, der Tag des Abschiedes vom unseren Freundinnen kommt. Danke für die wunderbaren, unvergesslichen Wochen – hier irgendwo im Ozean. Im Frühjahr, also in wenigen Monaten, sehen wir uns wieder und finden ein neues, kleines Inselparadies. Versprochen! Wie? Wann? Wo? Wir werden Euch auf dem Laufendem halten. Mal schauen, welchen Weg wir in naher Zukunft einschlagen werden. Bis Olympia im Juli 2020 haben wir schließlich noch Zeit, für die ein oder andere Schleife mit und auf unseren Rädern. Unsere Mädels ziehen wieder gen Heimat und für uns geht es tiefer ins Herzen Asiens und damit in Reiseland Nr. 15, dem südostasiatischen Thailand.
Nach der ganzen Entspannung hoffen wir wieder unseren normalen Rhythmus auf den Rädern zu finden und sind gespannt, welche Wege und Kreuzungen uns als Nächstes erwarten. Heute ist unser letzter Tag auf indischem Territorium, wir sagen Danke – diese 2 Monate auf euren Straßen, mit eurer Lebensphilosophie wird uns sicher das restliche Leben begleiten.
Auf zu neuen Ufern – hoffentlich mit natürlichem Strandgut.
Eure Pasta-Gorillas.
Weitere Bilder gibt es in unserer Galerie.