Zusammen mit unserem Freund Brandon aus San Francisco ziehen Nico und Ich weiter nach Santa Cruz, wo wir nach circa 41 Tagen Sandro treffen und damit unser
Trio wiedervereint ist. Es gibt einiges zu erzählen, da sich in diesen knapp 6 Wochen, bei unterschiedlichen Streckenverläufen doch so einige Abenteuer und Geschichten ansammelten.
Zusammen machen wir uns also auf dem Weg ins Landesinnere nach Visalia, die Hitze ist unerträglich, z.T. steigen die Temperaturen auf 49 Grad Celsius, da wird das radeln zur Qual. Gleichzeitig steht halb Kalifornien in Flammen, die Waldbrände lodern an zig verschiedenen Stellen und sind durch den ständig drehenden Wind unberechenbar, daher fahren wir zusätzlich durch dicken
tiefhängenden Rauch. Unser Wasserbedarf steigt enorm, die abgelegenen Gebiete machen es uns nicht leichter geeignete Wasserquellen zu finden. Die Farmer entlang der Strecke sind jedoch sehr hilfsbereit und im Örtchen Coalinga versorg uns die Dorfkirche nicht nur mit ausreichend Wasser, sondern wir dürfen auch im Pfarrgarten übernachten.
Die Amerikaner sind äusserst patriotisch, in beinahe jedem Vorgarten hängt die amerikanische Flagge und jeder kritische Kommentar zum „amerikanischen Lifestyle“ wird ignoriert oder mit (sehr gewagten) Gegenthesen übergangen . In der einen Hand hält man sprichwörtlich, das Gewehr in der anderen die Bibel. Jeder muss größer, besser, schneller, schöner, verrückter sein als der Andere, der ökonomische Sinn wird oft gar nicht erst hinterfragt. Jedes noch so kleine Dorf hat mindestens ein Fastfood-Restaurant, allgemein gibt es hier wesentlich mehr Fastfood-Ketten wie in Europa, willkommen im XXXL-Land.
In Visalia angekommen, machen wir bei Judy und Ron auf deren Walnussfarm halt, die beiden haben wir vor knapp 2 Monaten in Kanada (Boya Lake) kennengelernt und wurden daraufhin auf die urige, lebendige und sehr liebevolle Farm eingeladen. Ron und Judy versorgen uns königlich und so sammeln sich schnell 14 Ruhetage an, wir helfen etwas auf der Farm mit, bekommen Thai-Massagen spendiert, schlemmen uns von einem Restaurant ins andere oder geniessen den Luxus eines Einzelzimmers mit butterweicher Matratze, eines Swimmingpools oder den einer Couch. Die Farm ist wie eine kleine grüne Oase, die Tiere sind wie ihre Besitzer sehr entspannt und nach knapp 9000km auf dem Rad tut eine längere Auszeit äusserst gut.
Unsere zuverlässigen TX-1000 Räder bekommen jeweils eine neue Kette und werden allgemein gründlich gewartet, aus Deutschland bestellen wir passende Schläuche und Mäntel, da diese in den USA nicht nur doppelt so teuer sind, sondern hier auch nicht zur Grundausstattung eines Fahrradgeschäftes gehören.
Wir helfen also auf dem Hof aus , Judy kümmert sich um die insgesamt 7000 Walnussbäume und Ron achtet darauf das die Freizeitaktivitäten nicht zu kurz kommen und erklärt uns die Regeln des Footballs. Ron ist Rentner, als ehemaliger Investor hatte er 2000 Häuser in Kalifornien und arbeitete als Anwalt für Apple und für den ehemaligen kalifornischen Gouvaneuer und Schauspieler Arnold Schwarzenegger, die Finanzkrise hat ihn allerdings massiv erwischt und seitdem möchte er nur noch geniessen und hält von Arbeit wenig. Ron, der ursprünglich aus Israel kommt, zeigt uns sein Kalifornien, einen sehr amüsanten Ausflug nach L.A. haben wir bereits zusammen gemacht.
2 Tage bevor wir gemeinsam im Wohnmobil, den bereits gebuchten „3-Tages-
Roadtrip“ nach Las Vegas antreten möchten, erkrankt Ron schwer und muss zur stationären Behandlung mehrere Tage ins Krankenhaus, statt in der Casino-Metropole zu sein, kümmern wir uns selbstverständlich um die Farm. Judy ist bei Ron und der Abschied einige Tage später fällt uns nicht leicht. Judy ist äusserst dankbar für unsere Hilfe und wir sind froh die fällige Auszeit hier genommen zu haben. Über unser Abschiedsgeschenk, einen selbstgebauten Bilderrahmen mit „Trio-for-Rio T-Shirt” und Widmung freuen Sie sich sehr, jederzeit sind wir wieder willkommen.
Danke für die tolle Zeit, in der Hoffnung, dass Ron bald wieder der Alte ist.
Vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche, ich habe mich über jede einzelnen Nachricht sehr gefreut. Wir haben meinen 33zigsten Geburtstag in einer Bar in Visalia gefeiert und ich bin damit bereit für ein abenteuerliches und spannendes neues Lebensjahr.
Wir fühlen uns jedenfalls ausgeruht genug um die nächste Etappen mit L.A., San Diego und Mexiko in Angriff zunehmen.
Euer Trio für Rio.
Mehr Bilder findest Du in unserer Galerie.